Eine Tonne Krevetten verkauft

Exotische Meerestiere aus dem Emmental: Seit gut einem Jahr zieht die Familie Kunz auf ihrem Hof in Burgdorf Shrimps auf. Das Geschäft ist gut angelaufen, zahlt sich aber noch nicht aus.

Edel serviert als Cocktail, mit anderem Meeresgetier in den Teigwaren oder als Zutat in einer ­würzigen Paella: Längst sind Krevetten vom Speiseplan vieler Schweizerinnen und Schweizer nicht mehr wegzudenken. Oftmals aus Asien werden sie in grossen Mengen ins Binnenland importiert.

Seit eineinhalb Jahren gibt es die Tierchen aber auch in der Region zu kaufen. Auf dem Eyhof in Burgdorf hält Familie Kunz eine Shrimp-Farm im ehemaligen Schweinestall. Bislang gibt es nur zwei solche Betriebe in der Schweiz. So wurde die innovative Idee von «Aemme Shrimp» im November 2016 mit dem Schweizer Konsumentenpreis ausgezeichnet.

Mittlerweile sei das Geschäft mit den Garnelen gut angelaufen, sagt Christian Kunz. Zusammen mit seinem Bruder und den ­Eltern betreibt er die Farm. «Im vergangenen Jahr haben wir eine Tonne Krevetten verkauft», so der 28-Jährige. 10 Franken pro 100 Gramm kosten diese. Abnehmer seien vorwiegend Privatpersonen.

Zudem haben Restaurants wie das Hotel Orchidee in Burgdorf das Meeresgetier auf der Speisekarte stehen. Und auch Privatkunden von weiter her werden beliefert. Bis nach Basel oder ins Wallis wird das Getier per Nachtpost verschickt.

Ihren Anfang nahm die Geschichte im Frühjahr 2015. Damals bestellte die Familie Kunz die ersten Shrimp-Larven aus Florida. Dort, wo einst dreissig Mutterschweine gelebt hatten, platzierten sie vier umfunktionierte Gartenpools für die Krevetten. Im 26-grädigen Salzwasser werden diese seither aufgepäppelt.

Geheizt werden die Becken im Sommer mit Solarstrom und im Winter mit einer Holzschnitzelheizung. Fünf Monate dauert es, bis die Shrimps ausgewachsen und essbar sind. Eine eigene Zucht hingegen wäre zu aufwendig, meint Christian Kunz. Deshalb importiert «Aemme Shrimp» die Larven nach wie vor aus den USA.

Bakterien im Wasserkreislauf

Doch auch das Mästen der Tiere erfordert einiges an Arbeit. Zweimal täglich muss die Qualität des Wassers überprüft werden. Dieses wird mit Bakterienstämmen angereichert. Und so entsteht ein natürlicher Kreislauf. Die Krevetten ernähren sich von einer fischfutterähnlichen Mischung sowie den Bakterien.

Die Bakterien wiederum bauen die Exkremente der Krevetten ab. Ausgewechselt werde das Wasser nicht, sagt Kunz. Denn die über die Jahre entstehende Wasserzusammensetzung sei besser für die Garnelen als stetes Frischwasser.

Auszahlen tue sich der Aufwand bislang noch nicht, sagt Christian Kunz. «Aber wir haben auch erst vor einem Jahr angefangen.» Vom Einkommen her sei es jedoch vergleichbar mit der Schweinezucht. Mengenmässig könnte sich Kunz noch eine Steigerung vorstellen. «Drei Tonnen Krevetten im Jahr ist das Ziel.» Mehr wäre für einen Familien­betrieb hingegen zu viel, ist er überzeugt.

Erfahrungen weitergeben

Stattdessen strebt die Firma Aquafuture, die der Onkel und die Tante von Christian Kunz führen, eine Zusammenarbeit mit anderen Landwirtschaftsbetrieben an. Ihre Erfahrungen will die Familie Kunz so weitergeben. Doch soll nicht nur ein Erfahrungsaustausch stattfinden. «Wir könnten die Larven und das Futter gemeinsam in grösseren Mengen importieren und dadurch Kosten sparen», sagt Kunz.

Und auch bei der Aufzucht sei eine Zusammenarbeit denkbar. «Wir würden das Mästen der Tiere übernehmen, bis sie sechzig Tage alt sind.» Denn gerade die kleinen Tiere seien sehr empfindlich. Und bezüglich deren Haltung hätten sie inzwischen einiges gelernt, meint Kunz. (Berner Zeitung)